Seniorenwohnheim Werfen
Zielsetzung
Wir streben danach, Raum für die individuellen Bedürfnisse der Bewohner zu schaffen und trotzdem die Möglichkeit zu geben, aktiv oder passiv am Leben der Gemeinschaft teilnehmen zu können.
Ortsstruktur
Grundsätzlich versucht das Projekt, den bestehenden Rhythmus der Bebauung aufzunehmen und dementsprechend die beidseitig gegebene Strassenrandbebauung fortzusetzen. Um die öffentlichen Bereiche mit dem Ort gut zu vernetzen, wird das EG weiter zurückversetzt, sodass man hier einen grosszügigeren Bereich an der Marktstrasse erhält und am öffentlichen Geschehen teilhaben kann. Ausserdem entsteht so genügend Vorplatz für das Rote Kreuz. Sämtliche Parkplätze und Garagenplätze für das Rote Kreuz sind an der Markstrasse situiert. Der Eingang ist auf kürzestem Wege zu erreichen und als solcher gut zu erkennen, entspricht somit dem Streben nach ABLESBARKEIT.
Architektur und Organisation
Grundsätzlich wird beabsichtigt, Atmosphären des Ortes in den Entwurf aufzunehmen, um das Haus samt Nutzer im bestehenden Ortsgefüge zu verankern. Die Gestaltung des Gebäudes soll seiner Lage in den Bergen und seinem Zweck entsprechend gestaltet sein und typische Formen und Materialien aufweisen. Diese Assoziationen sollen nur im Unterbewussten beim Betrachter erfolgen, um so eine ungezwungene und selbstverständliche Nutzung des Gebäudes zu gewährleisten. Der Einsatz von typischen Formen, Elementen und Materialien bewirkt AUTHENTIZITÄT der Architektur. Die Formensprache ist zurückhaltend, sodass die einzelnen Funktionen ohne Ablenkung auch dem Ortsunkundigen präsentieren. Typische Materialien für den Ort sind zum Beispiel STEIN und HOLZ. Der markante Stein etwa am Eingang bzw. auch der im Innenraum (hier ev. kombiniert mit Wasser) soll aus dem Tennengebirge (ev. mit fossilen Zeichnungen) stammen. Um der umliegenden Massstäblichkeit zu entsprechen wird der Baukörper gegliedert, wird quasi „entblockt“. Diese Auflösung des Baukörpers kommt auch der Integration in die anspruchsvolle Topografie entgegen und so kann man das vorhandene Gelände sehr gut nützen und sich im Hang verzahnen. Bereits am Eingang wird man von einer Steinwand (hier durch Sichtbeton interpretiert) „begrüßt“, die einen durch das Erdgeschoss führt, gleichsam als FÜHRUNGSLINIE fungiert. Entlang dieser Führungswand findet man sämtliche Funktionen des Hauses. Gleich nach dem Eingang und auch von einem 2. Eingang erreichbar, von aussen und innen sofort ablesbar, findet man das Rote Kreuz, dessen sämtliche Funktionen in einem kompakten Block mit Bezug zum Vorplatz zusammengefasst sind. Entlang der Führungswand findet man weiters den Mehrzweck- und Andachtsraum mit der Aussenterrasse, die Verwaltungs- und Personaleinheit, die in alle Richtungen einen sehr guten Überblick erhält und die Räumlichkeiten des Seniorentageszentrums. In weiterer Folge werden Besucher und Bewohner in die Erschließungszone im Zentrum des Gebäudes geführt, über die man mit Lift und Treppe die Wohngemeinschaften in den übrigen Geschossen erreichen kann. Im Foyerbereich ist mit mobilen Trennwänden eine Flächenvariabilität von 60 – 160 m² gewährleistet, wobei hier auch der Außenraum bei Bedarf einbezogen werden kann. Über dem Erdgeschoss, das massiv in Stahlbeton ausgeführt ist, wird vorgeschlagen, das Gebäude auch in seinen tragenden Teilen aus vorgefertigten Vollholzelementen zu fertigen. Die Fassade wird mit lasierter Holzschalung, Lärche oder Tanne, senkrecht beplankt. Diese Art der Fassadengestaltung ist vollkommen zeitlos, wobei die Fassade natürlich auch mit verputzter Oberfläche ausgeführt werden kann. Das Gebäude ist grundsätzlich 2-geteilt mit zentralem vertikalem Erschließungskern. Verschiedene Lichthöfe erlauben Licht- und Sichtbezüge innerhalb des Gebäudes. In jedem der beiden Baukörper befinden sich 2 Wohngruppen, die über kurzen Wegen vom Treppenhaus erreicht werden können. Der Baukörper entwickelt sich entsprechend der Höhenentwicklung des Hanges in gestaffelter Konzeption, sodass die Höhe des Baukörpers der Umgebung entspricht und die gesetzlichen Abstände sehr gut eingehalten werden können. In der obersten Ebene wird ein grosszügig angelegter Dachgarten mit einem aussergewöhnlichen Ausblick zur Burg Hohenwerfen, ins Tennengebirge und über den Ort angeboten. Bei einem Rundblick von hier oben sieht man Materialien, die man im Haus wiederfindet, nämlich Stein und Holz. Die 4 Wohngruppen mit gesamt 48 Zimmern sind im Grunde gleich strukturiert. Sie sind als Umklammerungstyp konzipiert mit verschiedenen Bereichen (introvertiert und extrovertiert) und 2 möglichen Freiflächen. Die zentrale Wohnküche beinhaltet einen großen Küchenblock, an dem die Bewohner beim Kochen mithelfen können. Als weiterer Treffpunkt wird in jeder Gruppe eine Art „Stüberl“ (für Kartenspielen, Lesen, Fernsehen) angeboten.
Außenraum
Der Hauptbereich des Außenraumes ist nach Süden und Osten gerichtet und hat durch seine Ausdehnung bis zur Marktstrasse einen sehr guten räumlichen und visuellen Bezug zum Ortszentrum. Es gibt weitere ruhige Plätze an der höchsten Stelle im Süden oder natürlich im geschützten Innenhof gleich nach dem Ausgang ins Freigelände. Die Bewohner erhalten eine aktive Rolle bei der Freiraumgestaltung und deren Erhaltung. Aktive Senioren können sich an Hochbeeten und am Kräutergarten, bei Obstbäumen und Gemüsebeeten ausleben. Passivere Bewohner können die Wohlfühlpfade und Verweilflächen genießen. Aus energetischer Sicht wird funktionell durch bedachtes Öffnen oder Schliessen des Baukörpers und technisch durch Einsatz moderner alternativer Energien in einem Gesamtkonzept Rechnung getragen.